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„Du Schw******!“: Homophobie in Deutschland

Homophobie

Zahlen zu Gewalt gegen queere Menschen werden in den meisten Bundesländern erst seit einigen Jahren erfasst. Manche Bundesländer erfassen diese gar nicht spezifisch. Hasskriminalität gegen queere Menschen kann sich entweder gegen eine Person mit einer bestimmten sexuellen Orientierung und/oder gegen die geschlechtliche Identität richten. Hierbei gibt es auch Formen von Mehrfachdiskriminierung. Homophobie ist also nur eine Form gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit. Auch Bi-, Trans- und Interphobie sind in den letzten Jahren vermehrt in den Fokus der öffentlichen Debatte gelangt. 

Homophobie: Definition

Der Begriff Homophobie ist seit längerem in der Kritik. Phobie bedeutet Angst und somit bedeutet Homophobie die Angst vor homosexuellen Menschen. Doch das trifft nicht den Kern dessen, was mit dem Begriff gemeint ist. Phobische Menschen würden den angstauslösenden Reiz eher meiden. Doch homophobe Menschen suchen oft bewusst die Konfrontation und werden aggressiv.

Deshalb spricht man besser von Homonegativität, also der Ablehnung homosexueller Menschen und ihrer Lebensweise. 

Hateful Face

Zahlen, Daten, Fakten

In der Polizeilichen Kriminalstatistik wird seit einigen Jahren unterschieden zwischen Gewalttaten wegen des Geschlechts/der sexuellen Identität und der sexuellen Orientierung. Es wird jedoch nicht unterschieden, ob es sich um ein homophobes, biphobes oder lesbenfeindliches Hassverbrechen handelt. Selbstverständlich kann hierbei jede:r Opfer werden. Es reicht leider oft, dass eine Person als queer gelesen wird.

Im Jahr 2021 wurden 870 Fälle von Straftaten wegen der sexuellen Orientierung registriert und 340 Fälle wegen des Geschlechts/der sexuellen Identität. Das sind jeweils deutliche Steigerungen zum Vorjahr um jeweils rund 50 %. Ein dramatischer Anstieg! Hinzu kommt eine eklatant hohe Dunkelziffer, die verschiedene Ursachen hat. Viele queere Menschen bringen queerfeindliche Straftaten nicht zur Anzeige. Dahinter können Scham oder fehlende Unterstützung durch das soziale Umfeld liegen. Viele Straftaten, werden zwar erfasst, aber fälschlicherweise nicht als Hasskriminalität eingeordnet.

Ideologisch gesehen werden die meisten Straftaten von Rechten begangen. Aber auch andere Akteur:innen bedrohen queere Menschen. 

Homophobie unter bestimmten gesellschaftlichen Gruppen

Besonders in Schulen ist Homophobie weiterhin weit verbreitet. „Schwul“ als Schimpfwort oder „Schwuchtel“ als Beleidigung sind noch immer häufig gehörte Schimpfwörter auf deutschen Pausenhöfen. 

Homophobie nach Parteizugehörigkeit

Unter den Anhänger:innen der großen deutschen Parteien sind die Anhänger:innen der AfD mit Abstand am homophobsten eingestellt. 34 % dieser Gruppe werten homosexuelle Menschen ab, bei allen anderen politischen Gruppierungen liegen die Werte weit darunter. Politisch rechts stehende Menschen werten homosexuelle Menschen weit häufiger ab als politisch links stehende Menschen. 

Religionsgemeinschaften

Die Grundlage für Hasskriminalität ist immer, dass eine bestimmte gesellschaftliche Gruppe abgewertet wird, beziehungsweise ihr weniger Rechte zugesprochen werden. Die Ablehnung von Homosexualität und queeren Menschen ist daher das Fundament, auf dem Menschen sich zu Gewalttaten entschließen. Besonders in strenggläubigen christlichen und muslimischen Familien stellt Homophobie noch ein Problem dar. So befürworten nur circa 2/3 der Muslim:innen in Deutschland die Ehe für Alle, während es bei Protestant:innen und Katholk:innen 81 % und bei den nicht-religiösen sogar 92 % sind. Bei den zugewanderten Muslim:innen ist die Zustimmung nochmal deutlich geringer als unter den schon länger hier lebenden Muslim:innen. 

Homophobie: So wehrst du dich

Ganz wichtig, wenn du mit homophoben Äußerungen, Ablehnung oder Gewalt konfrontiert wirst, ist erst einmal, dir Unterstützung zu holen. Dies kann jemand aus deinem Bekannten-, Freund:innen- oder Familienkreis sein. Homophobe Äußerungen haben immer das Ziel, dich klein zu machen und in eine Ecke zu drängen. Wenn du Verbündete hast, lässt du dich nicht klein machen und hast jemanden, der auf deiner Seite steht. 

Je nachdem wo du diskriminiert wirst, gibt es verschiedenste weitere Möglichkeiten. Passiert das Mobbing in der Schule oder der Uni, gibt es die Möglichkeit sich an Lehrkräfte beziehungsweise das Gleichstellungsbüro der Universität zu wenden oder im Zweifel an das Rektorat. Auch Benachteiligungen auf der Arbeit sind strikt verboten. Wenn dir dies passiert, kannst du dich bei der Antidiskriminierungsstelle des Bundes beraten lassen.

Wenn du Unterstützung brauchst, kannst du dich – je nachdem wo du wohnst – auch an eine queere Beratungsstelle vor Ort wenden. In einigen Städten gibt es Unterstützungsangebote vor Ort. Hier findest du eine Übersicht dieser Angebote. Auch, wenn du vor deinem Coming-Out stehst, kannst es hilfreich sein, eine:n Unterstützer:in zu haben. Hier erfährst du alles rund um das Thema Coming-Out.

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