Josh Cavallo
Josh wer? Der Name Josh Cavallo dürfte vor dem Jahr 2021 in Deutschland selbst ausgewiesenen Sportfachleuten kein Begriff gewesen sein. Josh Cavallo ist ein australischer Fußballspieler aus Melbourne, der bisher ein einziges Länderspiel für die australische U-20 Nationalmannschaft hatte und in der ersten australischen Liga spielt. Im Jahr 2021 sorgte Cavallo jedoch weltweit für Schlagzeilen. Er war der erste Profi-Fußballer, der sich in den 2020-zigern als schwul outete. Cavallo ist damit einer der ersten schwulen Fußballspieler, die sich überhaupt geoutet haben. Cavallo selbst war sehr überrascht, dass er der einzige ist, der diesen Schritt bis dahin vollzogen hatte.
Nach seinem Outing musste Cavallo negative Erfahrungen auf dem Platz machen. Bei einem der Spiele nach seinem Coming-Out gab es hämische Rufe von der Tribüne und homophobe Slogans.
Nicht nur deshalb verdient dieser Schritt von ihm extremen Respekt. Die Welt des Profifußballs ist immer noch sehr heteronormativ geprägt.
Zumal selbst sehr liberal eingestellte Ex-Fußballer und Fachleute wie Philipp Lahm Profifußballern von einem Outing abrieten. Lahm befürchtete einen extrem medialen Druck und Beleidigungen seitens der Fans und war deshalb zurückhaltend beim Thema.
Kurze Geschichte des schwulen Fußballs
Coming-Outs im Fußball sind eine absolute Rarität. Der erste offen schwule lebende Fußballspieler war Justin Fashanu. Der britische Fußballerspieler outete sich auf Druck von außen. Sein Trainer hatte ihn vor versammelter Mannschaft homophob beleidigt. Fashanu war nun nicht nur wegen seiner Hautfarbe, sondern auch wegen seiner sexuellen Orientierung zahlreichen Anfeindungen ausgesetzt. Das Großbritannien der 1990er-Jahre war wesentlich konservativer als heute. Fashanu fühlte sich so unter Druck gesetzt, dass er versuchte seine Homosexualität mittels eines religiösen Heilers austreiben zu lassen. Nachdem Vorwürfe gegen ihn wegen einer vermeintlichen Vergewaltigung eines 17-jährigen bekannt wurden, beging Fashanu Selbstmord. Das tragische Ende einer medialen Hetzjagd gegen den ersten geouteten schwulen Fußballprofi. Fashanus Beispiel schreckte in der Folge viele schwule und bisexuelle Fußballprofis ab, sich zu outen.
Die Geschichte weiterer Coming-Outs ist kurz erzählt.
Mit Thomas Hitzlsperger hat sich nach seiner Karriere der erste deutsche schwule Fußballspieler geoutet. Hitzlsperger, der sogar Nationalspieler war, bekannte sich 2014 zu seiner Homosexualität. Er wollte damit andere schwule Fußballer unterstützen und ermutigen zu sich zu stehen.
Nach dem Outing von Cavallo outete sich in Europa der 17-jährige Blackpool Profi Jake Daniels . Er war damit derzeit der einzige in Europa geoutete schwule Fußballprofi. Mittlerweile hat sich auch der tschechische Erstligaprofi Jakub Jankto geoutet.
Coming-Out im Frauenfußball
Was das Thema Coming-Out angeht, sind Frauen der Männerwelt weit überlegen. Bei der letzten Fußball-EM waren sage und schreibe 59 geoutete Fußballerinnen dabei, die entweder lesbisch oder bisexuell sind. In Großbritanniens Kader war gar jede dritte Spielerin geoutet. Im Fußball sind Frauen, die auf Frauen stehen, im Vergleich zur Gesamtbevölkerung stark überrepräsentiert.
Josh Cavallo - ein mutiges Vorbild
Cavallo hat nach seinem Outing immer wieder mutig Stellung für die queere Community bezogen.
Angesichts der WM im homophoben Wüstenstaat Katar mahnte Cavallo, dass bei der Vergabe der Weltmeisterschaften künftig mehr auf Menschenrechtsstandards geachtet werden solle.
Wir finden, Josh Cavallo ist ein mutiges Vorbild. Es ist Zeit, dass seinem Beispiel, weitere Profis folgen.